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gesandten Schild des Gottes, nebst elf andern, diesem Hochgebil-
deten.^ Jährlich wurden diese Weihgeschenke in öffentlichen Auf-
zügen von den Priestern umhergeführt. — 5. Die Auguren
oder Wahrsager, welche aus dem Fluge und Gesänge gewisser
Vögel, und aus besondern Erscheinungen am Himmel oder auch
auf der Erde selbst den Willen der Götter deuteten; denn keine
Sache von irgend einer Wichtigkeit wurde unternommen, ohne
vorher die Augurien zu beobachten. — 6. Die Flaminesd
ßf waren Tempelpriester einzelner Gottheiten; es gab deren drei,
und der vornehmste unter ihnen war der Flamen Dialis, der
Priester des Jupiter. Mit der Bestimmung der Feste, die er
zu Ehren der Götter anordnete, hing auch die Einrichtung des
Kalenders zusammen, der von ihm verbessert wurde; — das
Jahr, welches früher zehn Monate hatte, wurde unter ihm in
zwölf eingetheilt. Mit der Einrichtung selbst befaßten sich vor-
züglich die Pontifices, weil sie die Tage für die Feste und Opfer
der Götter zu bestimmen hatten. So waren überhaupt die zwei-
undvierzig Jahre der Regierung dieses Königes eben so viele
Jahre des Glückes und des Friedens. Er starb hochbejahrt,
von Göttern und Menschen geliebt. Wie die Sage die Göttin
Egeria zur Freundin und Rathgeberin dieses ausgezeichneten
Mannes gemacht hat, so läßt dieselbe Sage auch die Göttin um
seinen Tod weinen und in einen Quell zerfließen.^)
§. 13. Tullus Hostilius. 672—640.
Dem milden und friedliebenden Ruma folgte der rohe und
kriegerische Tullus Hostilius, der wieder aus dem Stamme der
Ramnes gewählt wurde. Unter ihm brach die Eifersucht, die bisher
zwischen Alba Longa und ihrer Tochterstadt Rom geherrscht hatte,
in einen offenen Krieg aus. Der albanische Feldherr, Mettus
Fuffctius, brach mit einem wohlgerüsteten Heere auf und bezog
ein verschanztes Lager unweit Rom. Tullus rückte ihm kühn ent-
3) Sie fuhrten diesen Namen von ihrer priesterlichen Kopfbedeckung:
,,a filio, quo utebantur, flamines dicti sunt, quasi filamines.“ Serv. ad
Aen. Viii. 664.
4) Eine verbreitete Meinung war, Numa sei ein Zeitgenosse und Schu-
ler des Philosophen Pythagoras (584-504) gewesen; und diese Sage
suchten schon Cicero, Livius u. A. aus der Chronologie zu widerlegen.
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376
römischen Boden Verehrung gefunden, obgleich sich hier die
Vorstellungen von denselben, naü, der Eigenthümlichkeit des
Volkes und Landes, zum Theil anders gestalteten. Auch
der Cultus der weissagenden Sibyllen, besonders der von
Cumä, und ihre Orakelsprüche, die sibyllinischen Bücher,
scheinen aus Großgriechenlaud zu stammen. Als Rom endlich
den Weltkreis erobert hatte, wurde es ein Pantheon fast für
alle Gottheiten, die man zu jener Zeit kannte und verehrte.
Nur geheimen, vom Staate nicht anerkannten Gottesdienst dul-
dete man früher nicht; daher die Bacchanalien in ihrer Unsitt-
lichkeit verboten, und überhaupt jede willkürliche Aufnahme frem-
der Culte vom Senate streng untersagt wurde. Allein in der
letzten Zeit der Republik gingen mit den politischen Verhältnissen
auch die religiösen einer völligen Auflösung entgegen. Während
bei den Aufgeklärteren an die Stelle des positiven Glaubens
eine gewisse philosophische Religion eintrat, ergab sich das Volk
dem Dienste ägyptischer und asiatischer Gottheiten; und Abgöt-
terei und Jrreligiösität nahmen immer zu. Vergebens waren
die Versuche einzelner Kaiser, dem Überhandnehmen fremder Culte
Einhalt zu thun und mit der alten Religion der Väter auch den
alten Römersinn zurückzuführen. Dagegen verbreitete sich das
Christenthum, ungeachtet der vielen und grausamen Verfolgungen
seiner Bekenner durch die römischen Kaiser, innner weiter über
die römische Welt aus und wurde endlich von Constantin dem
Großen zur Staatsreligion erhoben.
Als Hauptgottheiten der Römer galten die drei
kapitolinischen: 1) Jupiter, der höchste unter den Göttern, be-
wirkt als Fürst des Äthers alle Lufterscheinungen, Donner und
Blitz, Wind und Wetter. Er ist der gewaltigste in der Len-
kung aller menschlichen Angelegenheiten (daher optimus máximas),
zugleich der Beschützer des Rechts, des Eides, der Treue (daher
J. fidius). Als Schützer und Helfer in den Schlachten führt
er die Beinamen: imperator, vietor, triumphator, Stator, opi-
tulator, praedator, feretrius. Ihm zu Ehren wurden außer
anderen Festen die capitolinischen Spiele im Circus maximus
und die feriae Latinae auf dem Albaner Berge gefeiert. 2) Juno,
Beschützerin der Frauen und der ehelichen Verhältnisse (daher
ucina, prónuba) theilt als Himmelskönigin mit ihrem Gemahl
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____378 ______
griechischen Artemis. In Rom waren ihr, so wie ihrem Bruder
Apollo die Säcularspiele heilig. 8) Apollo wurde als eine
besondere Gottheit erst später in Rom verehrt und mit dem
griechischen Phöbus Apollo identificirt, der Schutz in Gefahren,
besonders in pestartigen Krankheiten gewährt, den Dichter be-
geistert und ihm den Blick in die Zukunft eröffnet. 9) Nep-
tunus ward anfangs als Gott der Pferde verehrt (N. equester)
und, wie es scheint, sehr bald, mit einem andern altitalischen
Gotte Consus vermischt. Ihm zu Ehren feierte man ludi
equestres, die anfangs consualia, dann von dem Orte der
Feier ludi circenses genannt wurden. Seitdem die Römer eine
Seemacht hatten, übertrugen sie die Vorstellungen der Griechen
von Poseidon auf Neptun. 10) Vulcanus scheint in der
frühern Zeit als der Gott, welcher die Versöhnung und Ver-
einigung getrennter Stämme bewirkte, verehrt worden zu sein.
Später galt er als Beschützer der Ofen und Feueressen, und
die Römer verglichen ihn mit dem Hephästus der Griechen.
Sein gewöhnlicher Beiname war mnlciber 2). 11) Mercu-
rius (von mercari) war der Gott des Handels und der da-
mit in Verbindung stehenden Künste und Fertigkeiten und wurde
vorzüglich von den Kaufleuten verehrt. 12) Ceres (gr. De-
meter) war Fruchtgöttin, und ihr Fest, Cerealia, eine Nachah-
mung der attischen Thesmophorien. Die Beinamen der Ceres,
als frugífera, specifera, mater agrorum, alrna etc., sind sämmt-
lich aus dem griechischen Mythos zu erklären. — Frühzeitig
ward auch Bacchus unter dem Namen Uber und pater Le-
naeus als Genius der Fruchtbarkeit verehrt und ihm eine Göt-
tin, Libera, zur Seite gestellt; später wurde er mit dem grie-
chischen Dionysus identificirt. Jedoch machten die Ausschwei-
fungen, welche dieser Dienst veranlaßte, ein Verbot desselben im
Jahre 186 vor Chr. nothwendig. — Als den Herrscher im
Reiche der Schatten verehrten die Römer den Orcus, wie die
Griechen den Hades. Auch eine Göttin der Unterwelt verehrten
sie unter dem Namen Libitiua.
Außer den bisher genannten wurden von den Römern noch
folgende einheimische, altitalische Gottheiten verehrt,
) Vielleicht a mulcendo j e. molliendo ferro.
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Extrahierte Personennamen: Apollo Apollo Consus Libera
380
Fest war auch der Glaube an die Genien oder Schutz--
geister der Menschen, welche dieselben von der Geburt bis zum
Tode durch das Leben begleiten, ihre Freuden und Leiden thei-
len. Der Römer schwur bei seinem Genius und brachte ihm
besonders am Geburtstage Weihegeschenke zum Opfer. Auch
den Manen, oder den Seelen der Verstorbenen, war als hö-
heren Wesen ein jährliches Fest (feralia) geweiht. Die P a r-
een galten als Schicksalsgöttinnen, welche das Unabänderliche
bezeichneten, was dem Menschen von Geburt an beschieden ist. —
Auch viele abstrakte Begriffe wurden personificirt und göttlich
verehrt, wie 8alus, Pax, Concordia, Libertas, Victoria, Termi-
nus, besonders auch moralische Eigenschaften, wie Virtus, Pietas,
Pudicitia, Virtus, Honos, Spes, vor Allem aber die Fides.
Der Religion standen Priester vor, bte zum Theil beson-
dere Collegien bildeten und sich durch Wahl selbst ergänzten.
Übrigens konnten die Staatspriester zugleich die höchsten bürger-
lichen Ämter verwalten, waren aber ohne diese Privatpersonen.
Ein besonderes Collegium bildeten 1) die Pontifices, deren
anfangs 4, später 8, und seit Sulla 15« waren. Sie führten
die Aufsicht über den ganzen öffentlichen und Privatgottesdienst,
wie über die gesammte Priesterschaft, entschieden über kirchliche
Rechtsfälle und ergänzten sich durch Cooptation. Ihre In-
signien waren die Toga präterta und ein kegelförmiger Hut.
Der Vorsteher dieses Collegiums, der Pontifer marimus, regu-
lirte den Kalender, verkündete die Feste und schrieb die annales
maximi. 2) Die Augures, die sich ebenfalls selbst ergänzten
und als Auszeichnung eine purpurne Trabea trugen. Sie muß-
ten aus gewissen Zeichen oder Erscheinungen den Willen der
Götter deuten; denn keine Sache von Wichtigkeit wurde in Rom
und in ganz Italien ohne Befragung der Götter und Beobach-
tung ihrer Zeichen unternommen. Solcher Zeichen gab es vor-
züglich 3 Arten: a) atmosphärische Erscheinungen, wie Donner,
Blitz, Sternschnuppen; b) der Flug und das Geschrei gewisser
Vögel. Zu dem Ende wählte der Augur einen freien Stand-
punkt (templum) und bezeichnte mit einem Krummstabe (lituus)
die Himmelsgegend, von woher der Vogelflug glücklich oder un-
heilvoll war; c) das Fressen gewisser heiliger Thiere, besonders
Hühner. Weissagungen aus den Eingeweiden (Herz, Leber re.)
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381
von Opferthieren wurde von den Haruspices vollbracht, die
aber kein besonderes Collegium bildeten; 3) die Vorsteher der
sibp klinischen Bücher, deren anfangs 2, duumviri sacro-
rum genannt, dann 10, seit Sulla 15 waren, mußten in bedenk-
lichen Tagen auf Befehl des Senats die von Tarquinius super-
bus angekauften Bücher nachschlagen. 4) Die 20 Fecialen
(S. 51), deren Vorsteher pater patratus hieß. Sie mußten
Kriege feierlich ansagen, Friedensschlüsse und Bündnisse im Na-
men des römischen Volkes beschwören. 5) Die Vestalischen
Jungfrauen (S. 51), anfangs 4, seit Tarquinius Priscus 6,
standen unter Aufsicht des Pontifer marimus, von welchem sie
in einem Alter von 6 bis 10 Jahren gewählt wurden. Sie
mußten 30 Jahre in der Göttin Dienst bleiben, den sie in den
10 ersten Jahren lernten, in den folgenden 10 verrichteten und
in den letzten 10 lehrten. Sie trugen ein weißes Gewand und
eine Stirnbinde (infula). 6) Die Salier (S. 51). 7) Die
arvalischen Priester (lratres arvales), 12 an Zahl, muß-
ten jährlich der Ceres ein besonderes Opfer bringen und hiemit
die Weihe der Felder verbinden. 8) Die Luperci, Priester
des Pan, feierten die Lupercalia zur Entsündigung der Heerden
und ihrer Hirten.
Die Priester für den Tempeldienst einzelner Gottheiten hie-
ßen Fla min es, und ihrer waren 15. Den Vorrang unter
ihnen hatten die Priester der drei obersten Schutzgottheiten Rom's,
des Jupiter, des Mars und Quirinus (Hamen Dialis, Martia-
lis, Quirinalis), und unter diesen war wieder der Priester des
Jupiter, der Flamen Dialis, der erste. Dieser und die vesta-
lischen Jungfrauen hatten auch Lictoren. (S. 52). — Zur Be-
sorgung der von den Königen dargebrachten Staatsopfer wurde
nach Abschaffung der königlichen Regierung ein besonderer Op-
ferkönig (rex saerorum) eingesetzt (S. 73).
Der Cultus, welcher entweder den ganzen Staat oder
einzelne Familien und Personen betraf, bestand in Gebeten und
Gelübden, in Opfern und Begehung von Festen und Spielen
zu Ehren der Götter. Die Hauptfeste kehrten regelmäßig an
bestimmten Tagen des Jahres wieder; andere wurden bei be-
sonderen Veranlassungen vom Magistrate besonders angeordnet.
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385
Dann kam auf Tragbahren oder auf Wagen die gemachte
Kriegesbeute, nämlich die dem Feinde abgenommenen Waffen
und Rüstungen, alle aufs Glänzendste zugerichtet, Gold und
Silber als Münze oder als Gerätst in Gefäßen, Gemälde, Sta-
tuen und andere prachtvolle und reiche Kunstschätze, die dem be-
siegten Feinde waren genommen worden. Auch wurden gemalte
Tafeln vorgetragen, auf denen die Länder, Städte und Burgen,
welche der Triumphator erobert hatte, im Bilde oder im Namen
zu schauen, die gemachten Gefangenen und auch die etwa weg-
genommenen Kriegsschiffe nach ihrer Anzahl verzeichnet waren.
Jetzt erschienen im Zuge die etwa gefangenen Könige, Fürsten
oder Feldherren nebst ihren Kindern, Freunden und Verwandten,
zu Fuß, in Ketten und Trauerkleidern Nach diesen Un-
glücklichen folgte sitzend auf einem reich verzierten Siegeswagen,
der von vier Pferden gezogen wurde, der Triumpha tor selbst,
im Prachtkleide, mit einem Lorbeerzweige in der Hand, unter
dem lauten Jubel der wogenden Volksmenge durch die festlich
geschmückten Straßen. Das Ende des oft unermeßlichen Prunk-
zuges bildete das siegreiche Heer, mit Lorbeerreisern geschmückt
und Jubellieder singend. Am Capitol war das Ziel dieses Zu-
ges. Hier wurden im Tempel des Jupiter die mitgebrachten
Opferthiere geschlachtet und dem Gotte gedankt für den verlie-
henen Sieg. Hier legte auch der Triumphator seinen Lorbeer als
Weihgeschenk zu den Füßen Jupiters nieder H. Am Abende
des festlichen Tages wurde der Triumphator unter Musik und
Fackelschein von der jubelnden Volksmenge nach Hause geleitet.
Damit war die eigentliche Triumphfeier beendet. Allein seitdem
die sieggekrönten Feldherren meist selbst sehr bereichert aus den
Kriegen heimkehrten, und die niedere Volksmenge in Rom außer
dem Schaugepränge des Triumphes auch nach einem guten
Schmause und nach Belustigungen verlangte; gaben die Tri-
umphatoren zuletzt Gastmäler für das Volk in allen Straßen
Rom's und öffentliche Schauspiele, die oft mehre Tage hindurch
dauerten". Wurde der Triumph nicht gestattet, so bewilligte man
doch sehr oft die s. g. Ovation, einen Aufzug von niederem
Gepränge, bei welchem der Feldherr zu Fuß oder reitend,
3) Daher auch der Ausdruck: deportare triumphum.
Weiter, Geschichte der Römer.
25
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sie in drei Ordnungen. Zu der ersten gehörten die obern
oder verhüllten Gottheiten (involuti), wahrscheinlich bloß
zwei, eine männliche und eine weibliche. Die weibliche, in allen
etruskischen Städten verehrte, wurde von den Römern Juno,
die männliche Jupiter genannt. Zur zweiten Ordnung gehörten
die unteren Götter (dii consentes oder cómplices), und ihrer
waren zwölf. Sie bildeten den Rath, gleichsam Senat, der
höchsten Gottheit. Die dritte Ordnung begriff die Genien
oder Dämonen, die theils gute theils böse sind, jenachdem sie
in der Natur, in welcher sie wirken, sich als heilvoll oder un-
heilvoll ankündigen. Ein Hauptbestandteil in dem Gottesdienste
der Etrusker war die Divination oder die Erforschung des gött-
lichen Willens aus der Beschaffenheit der Eingeweide der Opfer-
thiere, aus dem Blitz, aus dem Flug und Geschrei der Vögel
und aus sonstigen bedeutenden Anzeichen, mit deren Deutung sich
die Haruspices und Auguren beschäftigten. Die Kunst
einer solchen Deutung konnte theils in Schulen erworben wer-
den, wo Lucumonen lehrten, theils auch aus eigenen hierüber
vorhandenen Schriften; und der Zugang zu dieser Kenntniß
war Keinem versagt. Alle gottesdienstlichen Feste und Aufzüge
wurden mit Musik begleitet. Flöten, Trompeten und Hörner
waren hiebei die Hauptinstrumente.
Ihr Schauspiel beschränkte sich nur auf mimischen Tanz.
Eine besondere Art machte der Waffentanz aus. Ein Chor von
Tänzern in vollem Kriegesschmuck, mit Schild und Lanze be-
waffnet, führte nach dem Takte eines Vortänzers alle Wendun-
gen und Bewegungen des Krieges aus. — Sehr früh wurde
die Baukunst geübt. Ihre Werke sind fest und kolossal und
gleichen den palasgischen. Manche Thürme und Mauern stehen
noch jetzt unverwüstlich da. Auch im Thonarbeiten, in Erzguß,
überhaupt in jeder Art der Bildnerei waren sie sehr erfahren,
wie die neu entdeckten etruskischen Gräber an Sarkophagen und
Vasen zeigen. — Ihre Sprache war von der lateinischen so-
wohl als griechischen ganz verschieden, und wegen der Häufung
der Konsonanten rauh und hart. Nach Art der Orientalen
schrieben die Etrusker von der Rechten zur Linken. Beschränkt
war ihre Literatur. Ihre Poesie bestand fast nur in gottesdienst-
lichen Liedern, und in Fescenninen, oder launigen Verhöhnungen
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tungen wurde er der Stifter und Ordner der römischen Staats-
religion. Mit Wohlthun begann seine Herrschaft. Er vcrtheilte
die von Romulus eroberten Ländereien, weihete die Grenzsteine,
zur Sicherung des Eigenthums, dem Jupiter Terminalis und
stiftete das Fest der Terminalien, welches die Nachbarn in ge-
selliger Freude feierten. Er bauete Tempel und Altäre, beson-
ders den Janus- oder Friedcntempel, der nur im Kriege für
Gebete um Frieden offen sein sollte. Unter seiner friedlichen
Regierung blieb derselbe geschlossen. Er stiftete religiöse Fest-
lichkeiten und Opfer und suchte überhaupt ein friedliches, auf
Religion gestütztes Volksleben zu begründen. Unter ihm wurden
auch mehre Priestercollegien gegründet, unter andern: 1. die
Pontifices, welche die Aufsicht über das ganze Religions-
wesen hatten und zugleich eine gewisse Gerichtsbarkeit ausübten
über Personen und Sachen, die mit dein Cultus in näherer Ver-
bindung standen. Der Pontifices waren seit Numa's Bestim-
mung vier, wahrscheinlich aus jedem der beiden älteren Stämme,
Ramnes und Tities, zwei. An ihrer Spitze als Fünfter stand
ein Pontifer Marimus. — 2. Die Vestalischen Jung-
frauen, welche hochgeehrt das heilige Feuer der Vesta bewach-
ten, aber auch das verletzte Gelübde der Keuschheit mit der
furchtbaren Strafe, lebendig begraben zu werden, büßen mußten.
Unter Numa waren derselben vier, je zwei aus jedem der älte-
ren Tribus. — 3. Die Fecialcn,-) deren zwanzig waren.
Durch sie wurden Bündnisse und Friedensverträge geschlossen
und Kriege feierlich angekündigt/ — 4. Die Salier, zwölf an
der Zahl und Priester des Mars, bewahrten den vom Himmel
') Tie Ableitung ist unbestimmt. Der Pontifex Mucius Scävola
leitet es von posse et facere ab; Varro von pons, weil von jenen Dfceiv,
Priestern der pons Sublicius zuerst erbaut und dann oft wieder hergcstcllt
sei, um diesseits und jenseits der Tiber Opfer bringen zu können; und
die Griechen übersetzen es mit ytcpvqonoioi. Aber jene Brücke soll erst
von Ancus Martius erbaut worden sein. Andere nehmen cs für pom-
pifices, wodurch ihre Leitung aller gottesdienstlichen Aufzüge und Ceremo-
nien bezeichnet sein würde.
2) Wohl von foedus facere abzuleiten. — Ac belli quidem aequitas
sanctissime fetiali populi Rom. jure praescripta est. Cic. de off. I. 11.
— Übrigens schreibt Cicero selbst ihre Einsetzung dem Könige Tullus
Hostilius zu (de.rep. Ii. 31.)
4*
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nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs-
bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses
Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe-
wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen
sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm
neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil
der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei
derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige
Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte
sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei
letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf,
und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher
für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und
die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in
den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se-
nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe
und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für
das Interesse des Staates zu finden.
Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli-
chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine
Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das
auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte
den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache
zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih-
geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den
L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein
Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte-
rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte
dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab
nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild
seiner selbst!
Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten,
trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem
Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort
— welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos-
sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte
den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter
dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und
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Cwltnr der Römer
§. 84. Das Religionswesen. 1)
^te Religion war bei den Römern in alle Verhältnisse des
Staates, wie der Familie auf das engste verflochten. Als
der eigentliche Stifter derselben galt ihnen der König Numa
Pompilius, dem sie sowohl die Abfassung der ältesten Religions-
urkunden, als auch die Einsetzung der Priestercollegien zuschrieben.
Da die erste Bevölkerung Rom's aus Latinern, Sabinern und
Etruskern bestand, so sind auch alle diesen Völkern angehörenden
Götter und Religionsinstitute nach dieser Stadt gekommen und
sind zugleich hier in mannigfache Beziehungen und Verbindungen
mit einander gebracht worden. Mit der Ausdehnung der römi-
schen Herrschaft vermehrten sich auch die Götter in Rom's
Mauern; denn die Römer waren überhaupt tolerant gegen fremde
Religionen, und bei Belagerungen feindlicher Städte riefen sie
wohl den Beistand der dort verehrten Gottheit an, unter dem
Versprechen, dieselbe aus der eroberten und zerstörten Feste nach
Rom überzusiedeln und hier eben so glänzend zu verehren. So
kam der Dienst der Juno von Veji nach Rom. Besonders ein-
flußreich wurde die nähere Verbindung mit den Griechen; und
die zwölf olympischen Gottheiten derselben haben sämmtlich auf
I. A. Hartung, die Religion der Römer nach den Quellen
f dargestellt. 2 Th. 1836. — R. H. Clausen, Aeneaö und die Penaten;
die italischen Volksreligionen unter dem Einfluß der griechischen bärge-
stellt. 2 Th. Hamburg und Gotha, 1839—40.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Numa
Pompilius I._A._Hartung H._Clausen